Zum andern finden wir uns mit ihr und mit uns selbst in einer Beziehung. Und diese Beziehung ist es, die unsere Befindlichkeit ausmacht. Sie macht uns in unserer Befindlichkeit aus. Denn wir treffen nicht nur etwas an, sondern wir sind von dem, was wir antreffen, auch selbst berührt. Wir erfahren im haptischen Geschehen, dass uns etwas berührt. Und dieses Etwas erfahren wir in unserem Berührtsein. Unser Berührtsein können wir zuordnen.
Die Haptik ist sehr real, was unser Berührtsein betrifft. Was wir darin antreffen, sind wir einesteils selbst. – Wir erfahren uns, indem wir berührt sind. – Und anderenteils sind wir es nicht selbst, denn wir treffen in unserer Berührung zugleich ein Anderes an. Wir treffen an, was da ist, und das sind wir selbst mit einem Anderen. Und wir gehen einander an. Das beunruhigt und fordert dazu heraus, die Beziehung in ihrer Gegenseitigkeit zu klären. Und das bedeutet, dass wir uns selbst in unserer Gegenseitigkeit oder Beziehung zu klären haben. Das Ergebnis ist, dass wir unsere eigene Stellung und unseren Gegen-Stand gewinnen, gegenüber und zu dem, was uns da begegnet. Wir werden in unserer Berührung geweckt in unserer leiblichen Präsenz. Wir werden aber ebenso auch verwiesen auf unsere affekthaft emotionale Bereitschaft.
Wenn wir uns bewegen, ertasten wir etwas. Was wir ertasten, bringt uns in Bewegung: So wird es uns möglich zu handeln?
In der Arbeit am Tonfeld haben wir die Gelegenheit, dieses Beziehungsgeschehen, in das uns die Haptik versetzt und zu dem sie uns auffordert, für uns zu vollenden. Wir sind nicht abgelenkt von fremden Zweckbestimmungen. Was wir tun, hat Selbstzweck. Wir treffen das Tonfeld an in unserer Bewegung, und es verweist uns in unserer Bewegung auf uns zurück. Obwohl wir uns äußern, bleiben wir doch bei uns. Denn wir erfahren, dass wir uns antreffen. Wir kommen uns zu, denn wir sind mit einmal aufgefordert zu uns selbst. Damit wir uns zukommen können, sind wir angelegt auf ein Anderes, das wir leiblich und sinnenhaft erfahren und erleben können. Wir sind darauf angelegt, uns zu erleben in einem Anderen. Dies gab dem Setting den Namen „Arbeit am Tonfeld“. So schließt dieser Selbstzeck ein Anderes ein. Er lebt von einem Anderen, das wir nicht sind, das aber alle Möglichkeiten von uns birgt. Wir kommen einem anderen zu und lernen uns kennen in unseren Möglichkeiten. Wir werden selbst möglich. Der Schatz, den wir in diesem Weinberg ausbuddeln, und der uns im Laufe unserer Phylogenese mitgeteilt ist, macht uns letztlich selbst aus. Das Werkzeug dazu sind unsere Hände. Und damit wir uns und was uns vermacht ist auch richtig finden können, sind wir angewiesen auf ein zusprechendes Umfeld. Der Selbstzeck, in dem wir handeln, schließt auch unsere mitmenschliche Umgebung ein.
November 2014, Redaktion: Annemarie Fleck